“Arrival” – Villeneuves linguistische Alien-Kontaktaufnahme


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Nach “Prisoners”, “Enemy” und “Sicario” ist Regisseur Denis Villeneuve klar einer der aktuell interessantesten Regisseure in Hollywood, umso gespannter war man auf “Arrival”. Ein weiteres Mal kann er mit atmospärischen Szenen und einer starken Visualität aufwarten und liefert einen guten Film ab, der leider noch besser sein könnte, aber den Kinogang dennoch wert ist. Die linguistische und sehr persönliche Herangehensweise an eine Alien-Invasion ist erfrischend und hat einige interessante Ideen parat, die den Kopf immer mehr zum Qualmen bringen.

Inhalt

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Nachdem an zwölf Orten auf der Erde eiförmige Raumschiffe gelandet sind und starr über dem Boden verharren, wird die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) von Colonel Weber (Forest Whitaker) dem US-Militär zurate gezogen, um das in den USA gelandete “Muschel”-Raumschiff zu betreten und mit den Aliens Kontakt aufzunehmen. Mit Hilfe vom Physiker Dr. Ian Donnelly (Jeremy Renner) soll sie die Sprache der Aliens entschlüsseln und herausfinden, was die Aliens im Sinn haben …

Review

Der SciFi-Boom in Hollywood geht weiter und nun hat sich mit Villeneuve ein weiterer Star-Regisseur dem Genre gewidmet. Wer allerdings dicke Raumschiff-Action erwartet, wird gnadenlos enttäuscht werden. “Arrival” ist trotz gleicher Ausgangslage ein Anti-“Independence-Day” und nimmt das Alien-Invasion-Setting nur zum Vorwand, um eine persönliche Charaktergeschichte zur von Amy Adams verkörperten Figur Louise Banks zu zeigen. Die Themen, die währenddesen aufgespannt werden, reichen von linguistischen Einschlägen über Weltkonstruktion und -wahrnehmung bis hin zum menschlichen Umgang mit Verlust und Bedrohung.

Sowohl Amy Adams als auch (überraschenderweise) Jeremy Renner machen ihre Sache gut und stellen sympathische Figuren dar, mit denen man sich identifizieren kann und deren Schicksal man gespannt verfolgt. Auch Forest Whitaker füllt unaufgeregt (und ohne “Save-the-Dream!”-Overacting) seine Nebenrolle aus, aber bis auf Amy Adams’ Figur bekommt keiner wirklich Raum zur Entfaltung.

Visuell ist der Film fantastisch. Die Landschaftspanoramen mit starrem “Muschel”-Raumschiff sind ebenso wie die glaubhafte US-Basis daneben und vor allem das Innere des Raumschiffs eine Freude für die Augen. Großartige Kamerafahrten und -einstellungen sowie die Tatsache, dass der Film langsam ist und sich Zeit nimmt, ermöglichen es dem Zuschauer, tief ins realistisch gehaltene Setting einzutauchen. Die Musik ist oft ebenfalls gelungen. Gerade der erste Trip von Louise ins Raumschiff ist wahnsinnig gut inszeniert und trotz Langsamkeit hochspannend. Top!

Die eigentliche Thematik hat dann allerdings weniger mit den Handschuh-Aliens zu tun, sondern dreht sich eher um das Wesen von Sprache und verschiedenartige Sprachsysteme. Das Entschlüsseln der Gedankengänge der Aliens und deren Kommunikation macht den größten Teil des Films aus, bleibt aber leider etwas flach. Die Ausführungen über Sprachsysteme und die weiteren sich daraus ergebenden Wendungen des Films sind sicherlich recht anspruchsvoll für ein Mainstream-Publikum, das Raumschiff-Geballer sehen will (diese Leute haben sich lautstark über den lahmen Film im Kino beschwert), und bieten vielleicht keinen so üblen Mindfuck wie “Enemy”, aber lassen das Gehirn schon ein wenig rattern. Dennoch verschenkt der Film an dieser Stelle klar Potenzial. Über die Sprache der Aliens, zwar nett mit Tintenklecks-Ringen eingefangen, erfahren wir kaum etwas, ebensowenig über das Vorgehen der Hauptfigur, diese zu entschküsseln.

Eher geht es um das aufwühlende Schicksal von Louise, die mit Vergangenheit und Zukunft hadert und während des Entschlüsselns der Alien-Sprache zunehmend mit sich selbst und ihrem Leben beschäftigt ist. Dass dafür zahlreiche Rückblenden mit natürlich zum Tode geweihtem Kind in Zeitlupen und Werbefilm-Optik geboten werden, die auch noch durch entsprechened schmalzige Musik unterlegt sind, lässt die eigentlich tiefgründigen Ansätze des Films sehr platt werden. Diese Szenen sind Kitsch pur und brechen die ansonsten recht realistisch gehaltene Szenerie leider mehrfach auf. Dass sie letztlich eine Bedeutung für das Ende des Films haben, rettet den Film wenigstens davor, komplett durch sie heruntergezogen zu werden.

Ähnlich wie auch “Prisoners” und “Sicario” trotz eigentlich bitterem realen Setting im Endteil wieder eher filmisch konstruiert wirken, kann auch “Arrival” trotz all seiner Stärken nicht darüber hinwegtäuschen, dass einiges, auch das Ende und die besagten Rückblenden, doch eher Filmkost sind und somit kaum eine wirklich realistische Auseinandersetzung mit der Frage ermöglichen, wie die Menschheit tatsächlich mit einer solchen Alien-Invasion umgehen würde, welche Probleme sich daraus und zwischen den Menschen selbst ergeben und vor allem, wie durch neues Wissen durch die Aliens die Menschheit verändert werden könnte. Auch die wohlwollende Darstellung eines diktatorsichen Chinas macht doch eher deutlich, dass der Film ein Film ist (und auch in Asien gut laufen soll).

Doch obwohl man sich an diesen Stellen noch ein wenig mehr erhofft hätte, ist und bleibt “Arrival” sehenswert und bietet zahlreiche interessante Denkanstöße. Ähnlich wie “Unheimliche Begegnung der dritten Art” wird sich damit auseinandergesetzt, wie die Menschheit eine Sprache finden kann, um mit den Ankömmlingen zu kommunizieren, und welche Verhaltensweisen der Menschenheit diese Kontaktaufnahme zu gefährden drohen. Und das ist allemal mehr, als die typischen 08/15-Hollywood-Filme derzeit bieten. Visuell ist der Film ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Spoiler zeigen

Fazit

Trotz einiger unnötig schmalzig-kitschger Rückblenden und unausgeschöpftem Potenzial, sich tiefgehender mit Kommunikation und Sprachsystemen zu beschäftigen, ist “Arrival” ein sehenswerter Film mit neuem Blickwinkel auf eine mögliche Alieninvasion. Visuell perfekt kann der Film begeistern, inhaltlich gibt es interessante philosophische Ideen trotz etwas Luft nach oben. So kann man sich bereits auf “Blade Runner 2049” freuen, den nächsten Film von Denis Villeneuve. Er scheint eine großartige Wahl dafür zu sein!

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