Bei diesem etwas reißerischen Posttitel fragt sich nun vermutlich der eine oder andere: Was will er? Die Antwort: Er will, wenn auch nur sehr unwissenschaftlich-subjektiv, sein derzeitiges Missfallen über die aktuelle Einfallslosigkeit der teuren Kinoproduktionen kundtun. Und als nächsten Schritt überlegen, was man anders machen könnte oder ob das Kino dazu verdammt ist, dass inzwischen nahezu alles bereits dagewesen ist und Neues nur noch ein Abklatsch des Alten sein kann. Ist Innovation überhaupt noch möglich oder durchfährt das Kino ein rhythmischer Genrekreislauf?
Auch wenn es sehr verlockend ist, sich nun ersteinmal ellenlang über die derzeitige Blockbuster-Situation auszulassen, werde ich versuchen, mich kurz zu fassen; darüber wurde in PAUs Post “Der Untergang der Filmindustrie?” auch schon einiges gesagt. Dennoch ein knapper Abriss: Zumindest die teuren Blockbuster kommen mir in den letzten Jahren immer stupider vor (Beispiel: Ein Actionfilm versucht gar nicht mehr, Charaktere und Emotionen aufzubauen; Explosionen und CGI muss reichen). Auch in diversen Filmforen findet man immer häufiger Äußerungen über die Enttäuschung über die Lieb- und Einfallslosigkeit Hollywoods. Fortsetzungen bis inzwischen Teil 4/5/6 ist völlig normal (auch von älteren Filmen). Solange, bis wirklich keiner mehr aufgrund von mangelnder Qualität in die Filme geht. Dass damit oft ein Kult zerstört wird, der es nicht verdient hat, ist den Machern anscheinend egal. Dann zahlreiche Remakes (amerikanischer in- und ausländischer Natur) und eine Comicverfilmung nach der nächsten.
Aber kommen wir nach diesem allgemeinen Rumgemecker zum eigentlichen Thema, wo auch endlich der Posttitel aufgegriffen wird: Wie könnte es anders sein? Bzw. könnte es überhaupt anders sein? Oder war es überhaupt jemals anders? Ist nicht einfach jeder Mensch irgendwann übersättigt, da er alles bereits gesehen hat (diese dafür notwendige Zeitspanne ergäbe sich vermutlich aus den Faktoren Alter und Konsummenge) und die Studios machen seit jeher die gleichen Filme nur erneut für die nächste Generation? Nicht nur im letzten Jahrzehnt wurde Altes aufgegriffen; die “Schatzinsel”, “Robin Hood” oder “Kleopatra” wurden schon immer mit jedem Wimpernschlag neu verfilmt.
Womit kann wieder Frische in die Kinosäle gelangen? Die Antwort liegt darin: In einer neuen Idee oder einer alten, die man auf neue Weise zeigt (was heutzutage in erster Linie visuelle Effekte sind).
Da also Ideen kaum noch neue kommen können, da es bereits fast alles gegeben hat, könnte also ein verlorengeglaubtes, neubelebtes Genre für frischen Wind sorgen. Und dass diese Theorie nicht ganz falsch zu liegen scheint, demonstrieren einem die großen Erfolge der letzten ca. 15 Jahre. “Gladiator” war der erste Film, der die Antike bzw. das vorher als totgeglaubte “Sandalenfilm”-Genre wiederbelebt hat. “Herr der Ringe” hat erstmals das Fantasy-Genre einem großen Publikum zugänglich gemacht und es nicht nur als Kinderfilm abgetan. “Spiderman” war so erfolgreich, da es mit der erste Superheldenfilm mit viel Budget gewesen ist. “Fluch der Karibik” – vermutlich das beste Beispiel – hat das Piratengenre, von dem vorher wirklich niemand gedacht hätte, dass es jemals wieder populär werden würde, wiederbelebt; und auch durch die Kombination mit viel Ironie und Humor neu interpretiert. Selbst Western und Eastern, auch zwei totgeglaubte Genres, haben wieder Erfolge verzeichnen können (z.B. “Todeszug nach Yuma”); die derzeitige extreme Asia-Welle war Zweiterem sicherlich nicht wenig zuträglich.
Und während ich letztes Jahr in etwa genau diese Diskussion mit einem Freund geführt habe, sind wir zum Schluss gekommen, dass eigentlich wieder mal ein Science-Fiction-Film auf die große Leinwand kommen könnte. Und siehe da, genau dies haben wohl auch die Studios bemerkt. “Der Tag, an dem die Erde stillstand” war mehr oder weniger der Startschuss für eine ganze Reihe teurer Sci-Fi-Filme. Neben alten Reihen, die wieder aufgegriffen wurden wie “Terminator” oder “Star Trek”, arbeiten auch große Regisseure wie Christopher Nolan oder James Cameron gerade an Sci-Fi. “Avatar”, “Surrogates”, “Pandorum” oder “Inception”, selbst “District 9” entpuppt sich aufgrund der innovativen Idee aktuell als großer Überraschungserfolg.
Abschließend also die Frage: Arbeitet das Kino seit jeher lediglich ein Genre nach dem anderen ab, bis das Publikum übersättigt ist; nur um es dann später wiederzubeleben?
Die Antwort auf Deine Frage ist einfach:
Ja. die Konzerne arbeiten Themen ab, bis keine Dollars mehr herauszupressen sind. Und ja, da die Filmkategorien beschränkt sind, wiederholt sich das ganze irgendwann. Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Ich würde aber gerne noch etwas weiter darauf eingehen.
Irgendwelche schlauen Leute haben doch mal herausgefunden, dass es nur eine Handvoll (5,7,9?) unterschiedlicher Geschichtenvorlagen gibt, aus denen sich alle Geschichten zusammensetzen. Egal welche Art Story, sie findet sich in diesen Basismustern. Von der Lagerfeuergeschichte über die klassische Heldensage bis zum Sternenkriegerepos. Alles nur Versatzstücke, Fragmente, Muster, die immer wieder kombiniert werden. Das führt die Überlegung schnell dahin, warum wir uns überhaupt Geschichten erzählen und warum wir so gerne Geschichten hören? Das mag jeder für sich selber nachprüfen oder an anderem Ort herausfinden. Eine tiefergehende Erörterung diese Themas sprengt vermutlich den Rahmen dieses Blogs.
Das ist auch denke ich, nicht der Kern der von Dir angeregten Diskussion. “…sein derzeitiges Missfallen…” wollt er äussern… Sehr gut so! Ich schliesse mich an. Nur liegt es nicht an dem, WAS erzählt wird, sondern daran WIE es erzählt wird. Den meisten von uns ist es doch vermutlich ziemlich wurst, worum die Geschichte geht, wenn sie denn gut erzählt ist. Will meinen, wenn eine Geschichte gut und spannend erzählt ist, dann spielt es keine Rolle, ob es nun Western, Horror, SciFi ob Komödie oder Tragödie ist. Wir lassen uns drauf ein, weil es Spass macht und weil man was “mitnehmen” (um nicht zu sagen: lernen) kann.
Die Ursache für die Lieb- und Einfallslosigkeit in Hollywood (stellvertretend für alle Major Filmproduktionen) liegt begründet in fehlendem Herzblut.
Die Leute machen ihren Job. Aber sie machen eben nur ihren Job. Genau da liegt der Hund begraben.
Die Vorlagen für die Filme stimmen nicht mehr. Das Genre spielt da keine Rolle. Und das kriegt man nicht gefixt, indem man viel Geld (für Stars, Effekte, Kullissen etc.) in die Filme pumpt.
Unlängst sind die Drehbuchschreiber Hoolywoods auf die Barrikaden gestiegen, da ihre Einkommen nicht stimmten. Meines Wissens nach hat sich die Situation nur unmerklich verbessert. Da leidet eine ganze Branche am Burnout Syndrom.
Die Vorstellung Geschichten im Akkord produzieren zu müssen hat schon etwas beklemmendes… Das grenzt an Vampirismus.
Da wird kein Gedanke mehr an Logiklöcher verschwendet, solange das Script nur fertig wird.
Das ist in meine Augen das Grundübel. Dass dann später irgendwelche Deppen selbst die halbwegs passablen Geschichten ruinieren, indem sie ihren Senf dazugeben und das ganze dann noch einmal überarbeitet wird, damit es auch “den Fans” gefällt, das kommt dann noch erschwerend hinzu…
Ein Teil der Schuld tragen wir übrigens auch. Wir sitzen fett und feist auf unseren Kino- und Fernsehsesseln und murren allenfalls ein wenig grantelig über mangelnde Filmqualitäten in uns rein…
Und es ändert sich nichts…
Nichts…
So genug in Rage geredet!
Ach einen noch – aus aktuellem Anlass:
“Knowing” ist auch so ein Scheissdrecksfilm!!!
Ich kann mich Threepwood und JeP nur anschließen und vermutlich auch nicht mehr viel Neues dazu beitragen. Was heute schlimmer ist als früher, ist vermutlich die Tatsache, dass der Medienkonsum um ein Vielfaches zugenommen hat, es werden immer mehr Filme am Fließband produziert, um die Masse zu befriedigen.
Diese Fließbandarbeit geht natürlich zu Lasten der Qualität, überall wird gespart, nur an den unfassbaren Gagen für die großen Schauspieler nicht. Kein Wunder, wenn hier kein Herzblut mehr in die Stories gelegt wird, wenn das Geld für Drehbuchautoren nicht stimmt und auch noch mit Zeitdruck Massenware produziert werden muss.
Ein anderes Problem ist, dass aufgrund der Möglichkeiten von Special Effects heute nicht mehr viel Neues geboten werden kann. Woher sollte heute noch mal so etwas wie “Jurassic Park” kommen, wenn man doch schon alles zeigen kann, was der Fantasie so entspringt. Erstaunlicherweise beeindrucken inzwischen ja eher die Filme, die ohne große Effekte und wildes Krachbumm ihre Geschichte unterhaltsam erzählen können.
Das mit den wiederkehrenden Genres ist vermutlich nichts Neues, schade ist nur, dass offensichtlich kein neues Genre mehr entwickelt werden kann, hier bleibt offensichtlich nur die Möglichkeit, immer mal wieder Altes in neuer Form ins Kino zu bringen.
Wenn man einmal hinter die Kulissen von Hollywood blickt, erkennt man leider, dass Drehbuchschreiber wirklich hart arbeiten müßen. Längst ist die Story oder das Genre zweitrangig; teure Agenten suchen für ihre Superstars die Rollen heraus und rechnen strickt nach “Erfolg – Kosten- Kohle”-Prinzip: Welcher Film ist für meinen “Kunden” am besten geeignet, wieviel Profit wirft dieser schätzungsweise ab und wird in Zukunft das Publikum den “Kunden” weiterhin sehen wollen? Ich vertrete die Annahme, dasss elbst Schauspieler wie Til Schweiger oder Jodie Foster (nur Beispiele) selbst jetzt noch in drittklassigen Pornos mitspielen würden, wenn der Erfolg im Vorhinein vorgezeichnet wäre.
Von daher ergibt sich kein Sinn darin, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob welches Genre irgendwann wieder zu neuem Leben erwacht wird.
Ich wette mit jedem um Tausend €, dass irgendwann Filme wie Ben Hur, Titanic, Willow oder sogar Schindlers Liste ein Remake oder sogar einen weiteren Teil erfahren:
“Titanic II- Jetzt erst recht!”
“Ben Hur- Aus der Sicht der Pferde”
“Willow – Bavmorda´s Rache”
“Schindlers Liste – Einer geht noch rein…”
Na, warten wir es ab!
Die TausendEuroWette für Schindlers Liste II wär ich glatt geneigt zu riskieren.
*schenkelklopf*