Mit dem Ende der sechsten Staffel hat die Ära der Mysteryserie “Lost” ebenfalls ihr Ende gefunden. Zeit, um ein Serien-Gesamtfazit zu ziehen. Kann die Serie letztlich überzeugen; ging das große, lang angekündigte Gesamtkonzept auf? Wurden die Mysterien zufriedenstellend gelöst und die vielfältigen Charakterentwicklungen schlüssig beendet? Darüber darf man sich hier nun austauschen. Wer die Serie “Lost” noch nicht bis zum Ende gesehen hat, der sollte nicht weiterlesen, denn hier wird ultimativ gespoilert!
Es folgt eine persönliche Darstellung der sechs Staffeln, abschließend über die gesamte Serie.
Staffel 1
Wohl einer der beeindruckendsten Momente der Seriengeschichte: “Lost” hatte von der Inszenierung Kinoniveau, eine originelle Idee mit Rückblenden und Einzelcharakterdarstellung pro Folge, detailverliebte Erzählweise und komplexe, nicht nur oberflächliche Charaktere. Alles in allem eine eher ruhige Staffel mit Fokus auf Abenteuer- und Schiffsbruchfeeling, Charaktereinführung, Emotion, Realismus und einer Prise Mystery, die, obwohl nur selten vorhanden, der Serie ihren besonderen Reiz gegeben hat. Der Staffelstart und das offene Finale sind genial inszeniert; insgesamt wohl eine der stimmigsten Staffeln der Seriengeschichte.
Staffel 2
Staffel 2 ist schneller und führt nicht nur die “Heck-Personen” ein, sondern wirft mit der Dharma-Initiative viele neue, große Fragen auf. Die Personen bekommen sich nun gegenseitig in die Wolle, Differenzen spalten die Gruppe und viele neue Elemente werden eingeführt. Für mich die beste Staffel mit dem besten Staffelstart (Desmonds Morgenroutine) und einem umwerfenden Staffelfinale (inklusive Statuenfuß).
Staffel 3
Anfangs ein wenig mau, entwickelt sich die Staffel zum Finale hin immer weiter und ist eine gute und konsequente Weiterführung der Serie, obwohl die Vergangenheitsseqenzen hin- und wieder an den Haaren herbeigezogen wirken und mit dem Dorf der anderen das Abenteuer-Feeling in eine neue Richtung gelenkt wird. Erste Fragen werden beantwortet, neue aufgeworfen und mit Ben ist ein hervorragender Charakter hinzugekommen. Mit dem ersten Erwähnen Jacobs bekommt der Mystery-Faktor neben der wissenschaftlichen Dharma-Storyline neuen Antrieb. Das Ende mit der ersten Zukunftsszene ist wohl einer der besten “Lost”-Momente und (wie fast jedes “Lost”-Finale) umwerfend.
Staffel 4
Viele sind der Meinung, dies sei eine eher schwache Staffel – ich schließe mich an. Der Autorenstreik hat dafür gesorgt, dass die Staffel nur sehr kurz wurde und der Rest auf zwei weitere, kürzere Staffeln gestreckt wurde. Diese Staffel hat etwas von einem Neuanfang, viele neue Personen werden eingeführt und mit Widmore eine neue Partei. Die Mischung aus Rück- und meist nun Zukunftsblenden war ein raffinierter Schachzug, das Älterwerden der Darsteller zu umgehen und für einen neuen Ansatz der Serie zu sorgen: Das Von-der-Insel-Kommen ist nicht Ziel der Serie! Auch die Zeitreise-Thematik wird eingeführt. Viele Dharma-Fragen werden geklärt. Leider setzt sich das Schlechterwerden der visuellen Effekte (in Staffel 3 begonnen) hier fort. Zum Ende hin gewinnt die Staffel immer mehr an Fahrt und ist in sich relativ rund.
Staffel 5
In der fünften Staffel wid das Konzept erneut neuerfunden, indem das Rück-/Zukunftsblendenprinzip abgelöst worden ist und Insel- und Außenwelthandlung parallel gezeigt werden – aber Zeit ist gerade in dieser Staffel sehr relativ. Der 3-Jahres-Sprung war ein interssanter Ansatz, das Finale wieder extrem gut (dass Locke doch tot ist, ist wohl einer der besten WTF-Momente der Serie), allerdings war die ganze Dharma-Zeit viel zu lang und eigentlich unwichtig. Aber auch, dass wieder viel in echtem Dschungel gedreht worden ist, hat mir gut gefallen.
Staffel 6
Die letzte Staffel ist sehr eigen. Eine Parallelwelt-Ebene (die sich als Leben nach dem Tod herausstellt) erinnert wieder sehr an die erste Staffel; der Ansatz ist gelungen. Insgesamt werden einige Fragen beantwortet, viele jedoch eher weniger gekonnt und ein Großteil überhaupt nicht. Neue Elemente wie die Quelle mit dem Licht werden eingeführt, ohne zum Verständnis des Ganzen beizutragen. Generell sehr spirituell mit einem nichts klärendem, rührseligen Ende.
Gesamtfazit
Auch wenn in meinen Augen die Qualität der Serie mit der Zeit immer ein wenig nachgelassen hat und das Ende eher mau war, gebe ich im Vergleich zu anderen Serien dennoch die fünf Sterne. In der Seriengeschichte wird es nie wieder ein so geniales komplexes Konstrukt geben. Die Serie kann immer wieder überraschen und verblüffen, steckt nicht fest, sondern kann sich dauernd neu definieren und ist spannend bis zum Ende. Tolle Charaktere und gute Schauspieler haben sie Serie belebt. Groß anrechnen muss man den Machern, dass sie schon immer zumindest ein grobes Konzept für die Serie gehabt haben, sodass sie weitgehend schlüssig ist und Dinge der ersten Staffeln später wieder aufgegriffen werden. Großartig fand ich auch das (bis in der letzten Staffel) stets ausgewogene Verhältnis von Realismus/Wissenschaft zu Fantasy/Glaube.
Schade finde ich, dass viele Fragen sehr plump beantwortet worden sind (Eisbären, die Stimmen, die Black Rock oder das Rauchmonster) und anderes Grundsätzliches gar nicht. Doch was ist eure Meinung? Wovon wart ihr begeistert oder enttäuscht?
Für mich ist “Lost” auch eine der besten Serien aller Zeiten, auch wenn das Ende nicht wirklich befriedigend war und die komplette zweite Handlungsebene in der letzten Staffel nicht wirklich nötig war.
Aber immerhin ist alles so rund abgeschlossen, dass sich keiner mehr daran vergehen kann, “Lost” ist vorbei!
Naja, fast… Die DVD-Box wird noch einen gut 15-minütigen Epilog enthalten, in dem man sehen wird, was Hurley und Ben noch auf der Insel getan haben.
[…] bin auch sehr angetan von Lost, trotz veränderter Qualität zum Ende hin, ist diese Serie eine sprudelnde Ideenquelle im Bereich der Fantasie- und Actionserie mit vielen, schön erarbeiteten Details.
Details zu diversen, wichtigen Serien, findet man auch bei perfekt-tv.de, einem gut strukturierten Portal über Serien und Filme.