Und auch Amazon Prime hat eine interessante und oppulent inszenierte neue Fantasyserie im Programm, die mit Orlando Bloom und Cara Delevingne zwei hervorragend besetzte Hauptdarsteller zu bieten hat. “Carnival Row” erzählt abwechslungsreich von einer Welt, in der Menschen und Fantasiewesen gezwungenermaßen gemeinsam leben müssen und sich aufgrund gegenseitiger Vorurteile das Leben schwer machen. Parallelen zur Gegenwart sind natürlich nicht zufällig, ungeschöhnt wird eine Welt gezeigt, in der sich Menschengruppen fremde Gebiete aneignen und die dort lebenden Völker ausnutzen und letztendlich zur Flucht aus der eigenen Heimat zwingen, letztendlich aber weder Reue noch Dankbarkeit zeigen, sondern den Flüchtlingen mit Abscheu, Ausgrenzung, Überheblichkeit und Misshandlung begegnen. Um dieses Pulverfass von Grundstimmung webt die Serie einen spannenden Kriminalfall und eine traurige Liebesgeschichte. Insgesamt eine wirklich sehenswerte Kombination.
Inhalt
Polizist Rycroft Philostrate (Orlando Bloom) war einst als Soldat mit dabei, als sich die menschlichen Gegner im Land der Feen bekriegten, um sich die Ressourcen zu sichern. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen ging ihm das Schicksal der mystischen Wesen nahe, er interessierte sich für ihre Kultur und verliebte sich in die Fee Vignette Stonemoss (Cara Delevingne), die er aber am Ende des Krieges schweren Herzens im Glauben daran zurück ließ, er wäre gefallen. Als Vignette Jahre später nach erfolglosem Widerstand und gefährlichen Rettungsaktionen selber ihre Heimat verlassen und in die menschliche Großstadt fliehen muss, findet sie dort nicht nur grenzenlose Abneigung ihresgleichen gegenüber, sondern auch ihren ehemaligen Geliebten Rycroft. Der versucht allerdings gerade selber eine brutale Mordserie an Feen aufzuklären, die mit einem dunklen Geheimnis verknüpft zu sein scheint, das irgendwie mit seiner eigenen Vergangenheit verbunden zu sein scheint.
Review
“Carnival Rowe” schnappt sich Handlungselemente für drei Serien, schafft es aber tatsächlich, diese relativ gut miteinander zu verbinden und gleichzeitig die Basis einer interessanten Fantasiewelt zu erschaffen. Da gibt es zum einen den Konflikt zwischen der menschlichen und der mystischen Welt, eine bittere Parabel auf die Fremdenfeindlichkeit unserer Zeit, mittendrin eine Liebesgeschichte und ein mysteriöses Geheimnis. Auf der anderen Seite ein “Jack the Ripper”-Kriminalfall in einer Stadt, die London im 19. Jahrhundert nicht unähnlich scheint, ein Außenseiter-Kommissar mit korrupten und rassistischen Kollegen, die generell nicht verstehen, warum man Morden an “Fee-ischen” überhaupt nachgehen müsste. Dazu ein seltsames Monster in der Kanalisation, Intrigen und ungewöhnliche Bekanntschaften in hohen gesellschaftlichen und politischen Kreisen. Die Verkettung all dieser Elemente holpert ab und zu, letztendlich fügt sich aber alles gut zusammen. Auch wird nicht vesäumt zu zeigen, dass Gut und Böse nicht immer leicht zu trennen sind, die Feen sind ganz klar die Unterdrückten, ihre Methoden beim Widerstand aber auch nicht ohne.
Auch optisch und tricktechnisch kann die Serie überzeugen, die Mischung aus einer untergehenden Feenzivilisation im düsteren Winterwald und dem ebenfalls sehr tristen viktorianischen Stil der menschlichen Stadt bildet eine gute Einheit. Auch die Darsteller machen ihre Sache gut, Orlando Bloom und Cara Delevingne sind perfekt besetzt und auch die Nebendarsteller funktionieren in ihren Rollen.
Bisher gibt es die Serie nur im englischen Originalton, sie ist es aber durchaus wert und hat ganz klar Potential für eine zweite Staffel, der am Ende der 8 Folgen entstandene Konflikt verdeutlicht, dass man hier vermutlich erst die Einleitung gesehen hat, hier ist noch einiges möglich.
Fazit
“Tinkerbell” trifft “Jack the Ripper”: Die neue Fantasyserie erzählt in tristen Farben eine originelle Geschichte von Menschen und Feen, ohne süße Zauberei, dafür mit brutalen Morden und Fremdenhasse, selbst die Liebe schmeckt hier bitter. Aber das Gesamtpaket funktioniert!