Gerade erst habe ich beim Realremake von “Aladdin” bemängelt, dass die “realen” Neuauflagen der Zeichentrickklassiker zu sehr 1:1 nachgedreht werden, da kommt Tim Burton um die Ecke, der zuletzt mit “Die Insel der besonderen Kinder” und “Big Eyes” mal wieder ganz passable Filme abgeliefert hatte, und stülpt der ohnehin nicht gerade tollen Handlung von Disneys 1941er “Dumbo” so einen absurden Handlungsmurks über, dass ich zugeben muss, von den sehr an der Vorlage bleibenden Versionen doch mehr gehabt zu haben. Auch wenn Burton Danny DeVito und Michael Keaton nach “Batmans Rückkehr” mal wieder kombiniert und mit Eva Green, Colin Farrell, Alan Arkin und in einer sehr kleinen Nebenrolle sogar Lars Eidinger ein paar gute Darsteller in die Zirkusmanege schickt, will hier gar nichts passen. Fans des Originals erkennen zwar an vielen Stellen die wohl als Hommage gedachten Szenen mit Bezug zum Original, bis zu den rosa Elefanten, aber alles soweit verfremdet, dass Dumbo trotz großer Augen mit extremem Kindchenschema irgendwie nie wie der zentrale Charakter wirkt und gleichzeitig die Kinder, ihr Vater und die Zirkusgang auch nicht so richtig als zentrales Element funktionieren wollen. Optisch ist Burtons Stil wie immer eine Augenweide und der fliegende Babyelefant ist auch sehr gut animiert, aber einen Klassiker, von dem sich wohl kaum einer überhaupt eine Neuauflage gewünscht hätte, dann mit einer derart verschrobenen neuen Handlung noch weniger interessant zu machen, ist dann auch schon eine Kunst. Weiterlesen
Monat: Juni 2019
“Brightburn” – Das fiese Superman-Arschlochkind!
Durch seine beiden “Guardians of the Galaxy”-Filme hat Regisseur James Gunn definitiv Eindruck gemacht. So war ich auch gespannt auf den von ihm produzierte Film einer düsteren Version der Superman-Origin-Geschichte. Doch das Ergebnis schafft es trotz einiger origineller Ideen und Abrechnungen mit dem Helden in den roten Unterhosen und teilweise echt derben Gore-Momenten leider keine solide Handlung zu bieten, die tatsächlich über den ganzen Film funktionieren würde. Der Wechsel vom Mustersohn zum fiesen Arschlochkind, dass seine übernatürlichen Kräfte auf Arten einsetzt, bei denen sich auch die meisten Bösewichte aus anderen Superheldenfilmen schütteln würden, geht einfach zu plötzlich und bietet dann auch keine wirklich spannende Entwicklung mehr. Jackson A. Dunn macht seine Sache als fieser Superboy zwar gut und auch Elizabeth Banks und David Denman haben als “Adoptiveltern” ihre Momente, aber irgendwie wäre bei der echt guten Idee viel mehr drin gewesen. Ach ja, wer die Trailer kennt, weiß sowieso fast alles, was passiert, das hat man hier tatsächlich auch wieder verrissen. Weiterlesen
“Men in Black: International” – Lieber aus dem Gehirn blitzdingsen!
Der erste Film der “Men in Black” mit Will Smith und Tommy Lee Jones von 1997 war ein Geniestreich, doch die Fortsetzung von 2002 ging voll in die Hose. Als man dann aber weitere zehn Jahre später mit “Men in Black 3” einen gelungenen, dritten Versuch startete, wurde jeder eines besseren belehrt, der das Franchise schon abgeschrieben hatte. Nachdem lange Zeit ein Crossover mit “21 Jump Street” im Gespräch war, entschied man sich jetzt lieber für eine Fortsetzung mit neuen Darstellern. Das klappt aber irgendwie überhaupt nicht. Trotz der prominenten Neuzugänge Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Liam Neeson, Rafe Spall und Rebecca Ferguson schafft es der Film überhaupt nicht, Spannung aufzubauen oder Charme zu vermitteln. Auch der Humor kommt nicht in Gange und wirklich originelle neue Ideen hat “Men in Black 4” auch nicht zu bieten. Einzig Tessa Thompson macht ihre Sache wirklich gut, trotzdem lohnt sich der Film gerade für Fans der alten Filme nicht wirklich. Kann man schauen, muss man aber nicht. Weiterlesen
“Good Omens” – Abgedrehte Serienfassung des Apokalypse-Romans!
Schon vor über zehn Jahren hatte ich darüber berichtet, dass man sich an die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher, nämlich “Ein gutes Omen” von Terry Pratchett und Neil Gaiman, machen würde, und doch hat es bis 2019 gedauert, bis Neil Gaiman selber seine Vision des Stoffes als Serie adaptierte. Fans des verrückten Romans über einen Engel und einen Dämon, deren über Jahrtausende andauernde Freundschaft zum entscheiden Ausgang beim drohenden Untergang der Welt wird, kommen bei der Serie auf jeden Fall auf ihre Kosten, die ganzen absurden Ideen rund um Religion, Aberglaube und Mystik erfahren eine runde Übertragung auf das visuelle Medium. Zudem harmonieren Michael Sheen als Engel Erziraphael und David Tennant als Dämon Crowley wirklich großartig und erweisen sich so als perfekte Besetzung. Untermalt mit einem rockigen Soundtrack, guten Effekten und zahlreichen skurrilen Momenten ist die Serie definitiv unterhaltsam, aber sicher trotz seiner mit sechs Folgen uberschaubaren Länge nicht unbedingt massentauglich. Hier muss man sich darauf einlassen, dass einem eine sehr verrückte Form der Geschichte verkauft wird, dann macht die Serie aber auf jeden Fall Spaß. Weiterlesen
“Chernobyl” – Verstörende Serie über das russische Atomunglück 1986
Ich werde nie vergessen, wie ich als Grundschüler von der Schule abgeholt wurde und nicht in den “sauren Regen” durfte, weil in Tschernobyl irgendwas mit einem Atomkraftwerk passiert war, dessen Strahlung selbst bei uns in Norddeutschland Auswirkungen hatte. Die fünfteilige HBO-Serie widmet sich nun im Detail den Geschehnissen von 1986 in der damaligen Sowjetunion, den wirklich schockierenden Horrorszenarien, die zum Glück abgewendet werden konnten, aber auch den Vertuschungsversuchen der Russen. Dabei verzichtet “Chernobyl” bewusst auf übertriebenen Pathos oder eine plakative Inszenierung, zeigt aber trotz erschreckender Entscheidungen auf sowjetischer Regierungsseite auch, dass es viele Menschen dort gab, die sich dem System widersetzten und zur Rettung von Abertausenden sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. Weiterlesen
“How To Sell Drugs Online (Fast)” – Bjarne dealt mit Drogen!
Bjarne Mädel ist in der neuen deutschen Serie von Netflix zwar nur Nebendarsteller, aber in seinen Szenen stielt er mal wieder allen die Show und zeigt, dass er auch aus einem knallharten Drogendealer einen ganz speziellen Charakter machen kann. Ansonsten überzeugt die Serie über einen Computernerd, der im Internet Drogen verkauft, und die auf wahren Begebenheiten beruht, mit witzigen Einfällen. Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie die zentralen Themen “Internet” und “Soziale Medien” optisch aufbereitet und in die Handlung mit einbezogen werden. Ansonsten ist das ganze Schulszenario und vor allem die mitunter sehr zum Fremdschämen anregendenen Aktionen des Hauptcharakters teilweise etwas anstrengend, aber insgesamt wird man gut unterhalten. Da die erste Staffel nur 6 halbstündige Folgen umfasst, hat man auch schnell alles gesehen. Für eine zweite Staffel reicht es auf jeden Fall noch, zumal die wahre Geschichte noch einiges zu bieten hat. Danach dürfte die Serie aber ausgedealt haben. Weiterlesen
“John Wick 3: Kapitel 3” – Keanu Reeves’ Amoklauf erreicht neue Dimensionen!
Ich habe mich neulich nach dem Rohrkrepierer “Replicas” tatsächlich gefragt, um Keanu Reeves mit Kultrollen wie in “Speed”, “Matrix” oder eben auch “John Wick” nicht nur Glück mit den Filmen hatte, aber eigentlich nicht wirklich über schauspielerisches Talent verfügt. Die Frage beantwortet natürlich auch “John Wick 3” nicht, schließlich überzeugt Reeves hier nicht in erster Linie mit gehaltvollem Schauspiel, sondern eher mit originell inszenierten Arten, seine Gegner ins Jenseits zu befördern. Was mich beim ersten Teil noch gut bei Laune hielt, schien bei “John Wick 2” schon etwas an Originalität zu verlieren, doch spätestens wenn der Auftragskiller hier Bücher und Pferde einsetzt, um seine Feinde zu killen, dann macht das doch wieder Laune. Zudem nutzt der dritte Teil wieder mehr Zeit, um die interessante Schattenwelt der Auftragskiller weiter auszuschmücken. So schafft es Regisseur Chad Stahelski, der übrigens bei “Matrix” noch Reeves’ Stuntdouble war, auch beim dritten Mal genug absurde Ideen für Kämpfe und Tötungen aus dem Ärmel zu schütteln, dass die Reihe auch noch einen vierten Aufguss vertragen kann. Weiterlesen
“Astrid” – Ergreifendes Biopic über die Jugend von Astrid Lindgren!
Was wäre die Kindheit ohne die Bücher und Kinderfilme über Pippi, Ronja, Michel, Lotta, Karlsson, Tjorven, Kalle oder Madita? Niemand sonst hat so viele großartige Kindergeschichten geschrieben wie die Schwedin Astrid Lindgren. Wenn man weiß, dass sie selber wie in Bullerbü aufgewachsen ist, erwartet man auch von der Geschichte ihrer Jugend eine Sammlung witziger Momente, behütet und voller Abenteuer auf dem Land, zusammen mit der Familie und vielen anderen Kindern. Doch die Wahrheit sah ganz anders aus. Nach diesem Film hat man nicht nur eine andere Sicht auf Lindgren selber, die so viele Schicksalsschläge, Entbehrungen und Enttäuschungen durchleben musste, sondern auch auf ihre Bücher und deren Charaktere. Und auch wenn Lindgren schon als Kind voller Fantasie und Kreativität war, so waren es doch ganz andere Umstände, die letztendlich den Grundstein für die vielen tollen Bücher legten. Für alle, denen ihre Geschichten wie mir sehr am Herzen liegen, kann ich diesen Film nur empfehlen. Aber unbedingt darauf einstellen, dass “Astrid” keine fröhliche Kindergeschichte ist. Aber natürlich auch kein Film ohne amüsante Momente. Diese Vielschichtigkeit wird vor allem durch Haupstdarstellerin Alba August einfach grandios übertragen. Weiterlesen