Gerade erst habe ich beim Realremake von “Aladdin” bemängelt, dass die “realen” Neuauflagen der Zeichentrickklassiker zu sehr 1:1 nachgedreht werden, da kommt Tim Burton um die Ecke, der zuletzt mit “Die Insel der besonderen Kinder” und “Big Eyes” mal wieder ganz passable Filme abgeliefert hatte, und stülpt der ohnehin nicht gerade tollen Handlung von Disneys 1941er “Dumbo” so einen absurden Handlungsmurks über, dass ich zugeben muss, von den sehr an der Vorlage bleibenden Versionen doch mehr gehabt zu haben. Auch wenn Burton Danny DeVito und Michael Keaton nach “Batmans Rückkehr” mal wieder kombiniert und mit Eva Green, Colin Farrell, Alan Arkin und in einer sehr kleinen Nebenrolle sogar Lars Eidinger ein paar gute Darsteller in die Zirkusmanege schickt, will hier gar nichts passen. Fans des Originals erkennen zwar an vielen Stellen die wohl als Hommage gedachten Szenen mit Bezug zum Original, bis zu den rosa Elefanten, aber alles soweit verfremdet, dass Dumbo trotz großer Augen mit extremem Kindchenschema irgendwie nie wie der zentrale Charakter wirkt und gleichzeitig die Kinder, ihr Vater und die Zirkusgang auch nicht so richtig als zentrales Element funktionieren wollen. Optisch ist Burtons Stil wie immer eine Augenweide und der fliegende Babyelefant ist auch sehr gut animiert, aber einen Klassiker, von dem sich wohl kaum einer überhaupt eine Neuauflage gewünscht hätte, dann mit einer derart verschrobenen neuen Handlung noch weniger interessant zu machen, ist dann auch schon eine Kunst.
Inhalt
Der Traditionszirkus von Direktor Max Medici (Danny DeVito) läuft schon lange nicht mehr, so erhofft er sich durch den Kauf eines trächtigen Elefantenweibchens eine baldige Geburt eines neuen Publikumsmagneten. Gleichzeitig kehrt sein Reitstar Holt Farrier (Colin Farrell) aus dem Krief zurück, doch dessen Pferde sind bereits verkauft und er hat im Krieg auch noch einen Arm verloren, also auch kein Gewinn. Holts Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins), die zwischenzeitlich den Tod ihrer Mutter verkraften mussten, sind allerdings glücklich über die Rückkehr ihres Vaters. Sie sind es dann auch, die beim von allen verstoßenen Elefantenbaby Dumbo, das mit überdimensionalen Ohren geboren zur Welt kommt, die Fähigkeit damit fliegen zu können. Dumbo wird zur neuen Attraktion, die sich bald auch der gerissene Erlebnisparkbesitzer V.A. Vandevere (Michael Keaton) unter den Nagel reißen will.
Review
Ich habe mit der Zeichentrickversion von “Dumbo” nie etwas anfangen können, die mir einfach zu traurig und irgendwie auch ohne wirkliche Handlung daher kam. Dass man hier bei einer Neuauflage etwas Neues machen müsste, war klar, aber Tim Burton zäumt den Elefanten von falschen Ende auf. Anstatt den Fokus auf dem Elefanten zu lassen, setzt er alles auf das Zirkuspersonal und vor allem deren Kinder. Hier wird nicht “wirklich” gesungen und die Tiere können nicht sprechen. Es gibt zwar eindeutige Verweise auf die Maus mit Zirkushut, den Klapperstorch und auch die ablehnenden anderen Elefanten. Dumbos Mutter will ihn auch hier beschützen und wird von ihm getrennt, wofür Burton auch die bekannte “Rüssel aus dem Gefängnisfenster”-Szene nachspielt, allerdings leider ohne die gleiche emotionale Wirkung. Es gibt die “Feuerwehr-Clown”-Szene und selbst die gruselige “Rosa-Elefanten”-Traumsequenz findet ihren Weg in die neue Version. Aber all das macht Burton eben nicht besser. Völlig den Halt verliert die Handlung aber, wenn er auf den völlig neuen Handlungsstrang mit dem korrupten Unternehmer und seinem Vergnügungspark umschwenkt. Das will dann so gar nicht mehr passen und wirkt höchstens daher nicht ganz uninteressant, weil “Dreamland” ja ganz eindeutig an “Disneyland” erinnert. Falls Burton hier eine kleine fiese Spitze gegen seine Geldgeber ausfährt, mit denen er in seiner Karriere ja nicht nur gute Zeiten hatte, ist es schon seltsam, dass Disney hier keine Einwände hatte.
Aber widmen wir uns noch kurz dem Cast mit vielen Burton-Veteranen. Michael Keaton und Danny DeVito trafen vor langer Zeit mal als Batman und Pinguin gegeneinander an, eine neue Konfrontation erwartet man hier aber umsonst. Keaton ist hier zwar der Bösewicht, den er leider zu sehr überzeichnet, Danny DeVito kann ebenso nur bedingt als alternder Zirkusdirektor überzeugen, der immer wieder zwischen Gier und Zuneigung für sein Team wechselt, hat aber immerhin ein paar originelle Momente. Colin Farrell, Alan Arkin und Eva Green bleiben einem gar nicht mit besonderen Leistungen oder Momenten im Gedächtnis, und bei den Kindern zeigt immerhin die junge Nico Parker, dass aus ihr vielleicht mal was werden könnte, wenn man ihr ein gutes Skript gibt.
Warum sollte man sich also diesen “Dumbo” anschauen? Als Fan des Klassikers vielleicht für die paar “Den Verweis kenne ich!”-Momente? Als Fan von Tim Burton für die wie immer verrückte Gothic-Optik und die Rückkehr von ein paar seiner besten Darsteller? Für ein wenig “Ist der Elefant aber niedlich”-Effekte? Nein, man muss leider sagen, dass es sich eigentlich gar nicht lohnt, dieses Remake zu schauen, aber wie gesagt, das Original in meinen Augen auch nicht wirklich.
Fazit
Tim Burton bastelt um die Geschichte von Disneys fliegendem Elefanten mit Elefantitis an den Ohren ein so seltsame neue Handlung, dass am Ende weder die neuen Ideen als auch die Referenzen an das Original nicht funktionieren. Hier kann der Elefant noch so oft abheben, wirklich fliegen tut dieser Film nicht.
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