Schon vor über zehn Jahren hatte ich darüber berichtet, dass man sich an die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher, nämlich “Ein gutes Omen” von Terry Pratchett und Neil Gaiman, machen würde, und doch hat es bis 2019 gedauert, bis Neil Gaiman selber seine Vision des Stoffes als Serie adaptierte. Fans des verrückten Romans über einen Engel und einen Dämon, deren über Jahrtausende andauernde Freundschaft zum entscheiden Ausgang beim drohenden Untergang der Welt wird, kommen bei der Serie auf jeden Fall auf ihre Kosten, die ganzen absurden Ideen rund um Religion, Aberglaube und Mystik erfahren eine runde Übertragung auf das visuelle Medium. Zudem harmonieren Michael Sheen als Engel Erziraphael und David Tennant als Dämon Crowley wirklich großartig und erweisen sich so als perfekte Besetzung. Untermalt mit einem rockigen Soundtrack, guten Effekten und zahlreichen skurrilen Momenten ist die Serie definitiv unterhaltsam, aber sicher trotz seiner mit sechs Folgen uberschaubaren Länge nicht unbedingt massentauglich. Hier muss man sich darauf einlassen, dass einem eine sehr verrückte Form der Geschichte verkauft wird, dann macht die Serie aber auf jeden Fall Spaß.
Inhalt
Seit der Dämon Crowley (David Tennant) im Garten Eden als Schlange Eva verführte und Engel Erziraphael (Michael Sheen) den aus dem Paradies vertriebenen Menschen dann noch sein Flammenschwert borgte, läuft es auf der Erde nur bedingt rund. Doch während Himmel und Hölle der Apokalypse entgegen fiebern, um endlich in einem letzten großen Kampf feststellen zu können, welche Seite sie stärkere ist, haben Erziraphael und Crowley über die Jahrtausende eine gewissen Freundschaft aufgebaut und sehen den Untergang der Erde nicht unbedingt als erstrebenswert an. Als der Antichrist als Baby in die Welt gesetzt wird, geht allerdings so einiges schief, dass der Weg zur Apokalypse nicht so wie geplant läuft und das seltsame Duo doch noch die Chance bekommen, das Schicksal zu verändern.
Review
Ich bin alles andere als ein religiöser Mensch, aber auf die Welt von “Ein gutes Omen”, in der die Geschichten aus der Bibel in ganz eigener Form als Wahrheit zugrunde gelegt werden, Hexen, Dämonen und Engel echt sind und Dinosaurierknochen nur ein Witz des Himmels sind, um Paläontologen zu verwirren, konnte ich mich schon bei der Romanvorlage gut einlassen. Wenn hinter der Geschichte so verrückte Autoren wie Terry Pratchett und Neil Gaiman stecken, ist einem aber auch klar, dass es sich ganz sicher nicht um eine christliche Bibelkampagne handelt. So gibt es zahlreiche Spitzen in Richtung der großen Weltreligionen, sowohl Himmel als auch Hölle bekommen ganz klar ihr Fett weg. Allerdings merkt man auch bei der Verfilmung, wie schon zuvor beim Roman, dass die Handlung mitunter so ins Absurde abdriftet, dass der rote Faden schon mal verloren geht und das überzogene Szenario wohl nur einen kleinen Kreis umhauen dürfte.
Und doch ist es gerade für mich das, was “Good Omens” so besonders macht, die vielen kleinen abgedrehten Ideen, die zahlreichen ironischen Anspielungen auf historische und religiöse Ereignisse und Mythen und die vielen absurden Ebenen, die sich erst ganz zum Ende immerhin einigermaßen zu einem gemeinsamen Plot zusammenfügen. Wirklich gefreut hat mich aber der Cast, denn nicht nur Michael Sheen und David Tennant, die ganz klar einen Großteil der Serie tragen, sind gut besetzt, auch die Nebencharaktere unterstützen die Handlung gut. Unterm Strich wäre Terry Gilliam, der das Projekt lange Zeit verfilmen wollte und auch maßgeblich daran beteiligt war, dass Neil Gaiman in besten Absichten für den inzwischen leider verstorbenen Terry Pratchett seine Version des gemeinsamen Romans doch noch umsetzte, die perfekte Besetzung für den Regiestuhl gewesen wäre, denn dass der Humor ganz klar an die britische Frechheit von Monty Python erinnert, ist sicher nicht zufällig.
Fazit
“Good Omens” ist eine verrückte Serie über Himmel, Hölle und die Apokalypse und eine runde Umsetzung des Kultromans von Terry Pratchett und Neil Gaiman.