“Kalkofes Mattscheibe Rekalked” – The Kalk is back!

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Es ist teilweise regelrecht schockierend, was für ein Schrott im Fernsehen läuft. Doch seit Oktober 2012 gibt es auf Tele 5 mit Oliver Kalkofes 15-minütigen Fernsehparodien endlich wieder ein Ventil dafür. Mit dem Januar 2014 ist nun die 2. Staffel von “Kalkofes Mattscheibe Rekalked” gestartet. Doch kann das ursprünglich originelle Format auch nach 20 Jahren noch amüsieren? Im Großen und Ganzen schon, sollte man dem Format grundsätzlich etwas abgewinnen können. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass die Sendung ihre besten Tage hinter sich hat.

Kalkofes Mattscheibe” war sicherlich nie die anspruchsvollste Comedy-Sendung im deutschen Fernsehen, auch wenn sie mit ihrer brachialen Fernsehkritik eine gelungene Aussage transportiert hat. Teils sehr platt, holzhammermäßig und ideenlos, aber teils auch herrlich treffsicher und wortgewandt parodierend, konnte einen Kalkofe in seinen oft erstaunlich akkuraten Verkleidungen so einige Male zum Lachen bringen. Und sein Format besitzt noch immer eine Daseinsberechtigung angesichts der Tatsache, dass das Fernsehangebot in den letzten 20 Jahren qualitativ nicht unbedingt besser geworden ist.

Gleiches gilt allerdings auch für Kalkofes Sendung: Haben sich schon in den vorangegangenen Staffeln einige Abnutzungserscheinungen und Einfallslosigkeit bemerkbar gemacht, so wirkt auch “Rekalked” ziemlich altbacken und ist von Wiederholungen geprägt. Als kurze Ablenkung des Alltags kann man sich die wöchentliche Viertelstunde ruhig anschauen, nur sollte man von Kalkofe anscheinend keinen großen Ideenreichtum mehr erwarten. Seine TV-Schelte ist die Gleiche wie vor 20 Jahren, nur dass man seine Formulierungen und Sprüche mittlerweile auswendig kennt. Das Niveau der einzelnen Sketche bewegt sich zwischen clever, hervorragend beobachtet und scharfsinnigem Witz vs. einfallslos, Fäkalhumor und Chance vertan.

Diesmal scheinen auch leider trotz der kurzweiligen Laufzeit von 15 Minuten relativ wenig verschiedene Parodien pro Folge zu sehen zu sein; und – wie schon immer bei “Kalkofes Mattscheibe” – je länger die Parodie, desto weniger lustig wird sie meist. Am besten ist Kalkofe immer dann, wenn er es schafft, die kleinen Eigenarten und Sätze der Personen perfekt zu imitieren und überzeichnen; aber oft kommen mittlerweile einfach nur ein paar platte Gags. Pöter hier, kein Gehirn dort, weiße Kittel und Atomphysiker – die ursprünglich recht wortgewandten Witze wiederholen sich. Auch die kritisierten Sendungen wie AstroTV, Kirchensender und Homeshopping sind immer wieder die gleichen. Damit macht er es sich bei der Auswahl ziemlich leicht.

Besonders angetan haben es Kalkofe aber auch die Scripted-Reality-Shows, bei deren Einspielungen man sich als Zuschauer erstmal wieder klarmachen muss, dass das gerade keine Realsatire ist, sondern tatsächliches Fernsehprogramm. Oft braucht man dazu dann gar keine Parodie mehr. Das scheint auch ein wenig Kalkofes Dilemma zu sein: War man früher verblüfft, wo er solchen TV-Mist findet, gibt es heute eigentlich kaum noch was anderes im Fernsehen, sodass der Reiz verloren geht.

Wem die Sendung also schon immer zu niveaulos und doof war, der kann also getrost auf diese x-te Wiederbelebung verzichten. Wer Kalkofe jedoch schon immer brüllend komisch fand, wird auch hier seinen Spaß haben. Denn so einige urkomische Darstellungen gelingen ihm noch immer (“Uiuiui, ist das spannend!”).

“Kalkofes Mattscheibe” scheint die einzige Sendung zu bleiben, die ihr Gift gegen den abgründigen Humbug auf fast allen Sendern versprüht. Und alleine dies gibt ein paar zusätzliche Sympathiepunkte, auch wenn die Ausführung nicht immer gelingt. Und wo sollte man das Fernsehen kritisieren, wenn nicht im Fernsehen? Welcome back, Kalkman!

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