Noch nie waren Superheldenfilme und Comicverfilmungen so über die Maßen in TV in Kino präsent wie aktuell. Als ich vor Jahren mal den ersten Comic von “The Boys” in den Händen hielt, war ich wohl noch nicht bereit dafür, denn die erste Staffel der Serie von Amazon Prime hat mich wirklich unglaublich gut unterhalten. Denn diese ganz spezielle Herangehensweise an das Superheldenthema ist nicht nur deshalb so genial, weil die Helden hier eher große Arschlöcher sind, denen sich ein Trupp Versager in den Weg stellt, sondern die Gesellschaftskritik, die die Serie mit sich bringt. Die provokanten Anspielungen auf Marvel, DC und Disney kommen nicht von ungefähr, “The Boys” zeigt bewusst eine Welt, in der ein Konzern mit Superhelden in der Lage ist, die Welt in jeder Hinsicht zu dominieren, die Helden sind hier nicht nur Vorzeigeretter, sondern auch Filmstars, Marketingobjekte und auf dem besten Weg, auch Militär und Politik maßgeblich zu beeinflussen. Da diese göttengleichen Wesen hinter ihrer Fassade allerdings echte Arschlöcher sind, braucht es unbedingt ein paar aufrechte Bürger, die der Gefahr für Freiheit und Gesellschaft ohne Rücksicht entgegen tritt. Originell ist dabei auch, dass diese nicht aus gegnerischen Superhelden bestehen, sondern aus einem Trupp echter Versager. Kombiniert mit großartigen Sprüchen, einzigartig überzogener Gewalt und zahlreichen verrückten Ideen ist Amazon Prime ein echter Geniestreich gewonnen, der jetzt schon die Vorfreude auf die nächste Staffel weckt. Weiterlesen
Schlagwort: Gewalt
“Love, Death & Robots” – Saucoole Anthology-Serie!
Die Trailer von “Love, Death & Robots” ließen schon eine außergewöhnliche Serie erwarten, doch die 18 oft nur wenige Minuten langen Episoden sind mitunter echt kleine Kunstwerke. Natürlich sind nicht alle Folgen gelungen, aber die völlig unterschiedlichen Stile und Richtungen sorgen für wirklich gute Abwechslung und tolle Unterhaltung. Selten hat gerade bei den animierten Episoden so genau hinschauen müssen, um zu erkennen, dass man hier keine echten Aufnahmen sieht. Doch auch Fans von Zeichentrick und Animé kommen hier auf ihre Kosten. Dabei nutzt Netflix hier das Potential einer Serie ab 18 voll aus: Sex und Gewalt werden hier mitunter auf einen echt krassen Level getrieben. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz! Mit der Serie, die auch “Sex, Gewalt und Technik” hätte heißen können, haben “Fight Club”-Regisseur David Fincher und “Deadpool”-Regisseur Tim Miller als Produzenten ganze Arbeit geleistet, zumal die Episoden völlig unabhängig voneinander sind und aufgrund der kurzen Laufzeit so richtig schön vorbeizischen. Für mich eine der unterhaltsamsten Serien der letzten Zeit, wenn man hier keinen zu großen Anspruch erwartet und einfach Spaß an ein wenig Computerspiel-Intro-ähnlichen Episoden hat. Weiterlesen
“Sicario 2” – Brutale Rückkehr in die Welt der Drogenkartelle!
Was den Thriller “Sicario” auszeichnete, war eindeutig die Handschrift von Regisseur Denis Villeneuve. Der Film war vielschichtig, optisch und akustisch beeindruckend, die Charaktere vielschichtig und die Handlung immer wioeeder überraschend und absolut fesselnd. Für das Mittelstück der geplanten Trilogie stand der Regisseur leider nicht zur Verfügung, da er mit “Arrival” und “Blade Runner 2049” beschäftigt war, was man “Sicario 2” leider in vieler Hinsicht anmerkt. Regisseur Stefano Sollima bietet zwar ebenfalls einen spannenden Thriller, in dem Josh Brolin und Benicio Del Toro ein weiteres Mal die Frage aufwerfen, auf welcher Seite eigentlich die Bösen stehen und welche Mittel recht sind, wenn Recht und Moral außer Kraft gesetzt wurden. Aber es fehlt eben das Besondere, die spezielle Optik, die dramaturgischen Überraschungen und vor allem die weibliche Note mit Emily Blunt, “Sicario 2” ist unglaublich gradlinig und selten wirklich überraschend. Was nicht heißt, dass der Film schlecht ist, aber im Vergleich zum ersten Teil kann er leider nur verlieren. Man kann also nur hoffen, dass beim abschließenden “Sicario 3” auch Villeneuve und Blunt wieder mit von der Partie sind. Weiterlesen
“Red Sparrow” – Jennifer Lawrence als russische Spionin!
Zusammen mit Regisseur Francis Lawrence lieferte Jennifer Lawrence (nicht verwandt!) bereits einiges an Mainstream-Ware mit den letzten “Tribute von Panem”-Filmen ab. Von “Red Sparrow” hatte man eigentlich mehr erwartet. Dieses mehr wird hier in erster Linie durch Sex und vor allem Gewalt dargestellt, Jennifer Lawrence ist die perfekte Besetzung für das verführerische russische Mädchen, das zum eigenen Überleben Spione und Verräter auf allen Seiten gegeneinander ausspielt und das nicht zuletzt dank ihrem Training im harten “Verführungscamp”! Der Film funktioniert grundsätzlich auch nicht schlecht als Spionagefilm mit ein wenig Bond-Feeling, aber trotzdem mit deutlich mehr Härte. Andererseits kommen die Russen hier fast noch schlechter weg als bei “The Death of Stalin”, was vielleicht nicht mehr ganz so zeitgemäß ist, erschreckenderweise aber vielleicht gar nicht so weit von der Realität weg ist, wenn man dem Autor der Romanvorlage glauben mag. Weiterlesen
“Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” – Grandios!
Die Filme von Martin McDonagh sind überschaubar, aber wenn er mal einen dreht, kommen immer Geniestreiche wie “Brügge sehen… und sterben?” oder “7 Psychos” dabei heraus. Auch sein neuer Film dürfte schnell Kultstatus erlangen und nach seinem Erfolg bei den Golden Globes sicher auch noch bei den Oscars abräumen. “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” ist ein wirklich grandioser Film mit einer bitteren Handlung voll schwarzem Humor, die immer wieder solche Haken schlägt, dass man immer wieder überrascht wird. Rund wird der Film aber erst durch den einfach herrlichen Cast! Wie schon in “7 Psychos” sind Woody Harrelson und Sam Rockwell wieder mit von der Partie und liefern beide eine ihren besten Rollen ab, ganz klar den Vogel schießt aber Frances McDormand ab. Wer übrigens glaubt, dass es hier um die Aufklärung eines Mordes geht, dem sei gleich gesagt, das wäre nicht interessant genug gewesen, was hier zwischen den Protagonisten abgeht, ist um einiges spannender und origineller. Weiterlesen
“Detroit” – Packendes Drama über die Rassenunruhen 1967!
Mit Klassikern wie “Near Dark”, “Strange Days” oder “Gefährliche Brandung” machte sich Regisseurin Kathryn Bigelow schon früh einen Namen, doch seit ihrer Zusammenarbeit mit dem Journalisten Mark Boal präsentiert sie nach “Tödliches Kommando” und “Zero Dark Thirty” mit “Detroit” bereits ihr drittes politisches Drama, das sich nicht nur durch die akribische Recherche und den Drang zur exakten Wiedergabe der Ereignisse, sondern auch durch eine wirklich packende Erzählweise auszeichnet. Der Film spielt während der Rassenuhruhen 1967 in Detroit und konzentriert sich in erster Linie auf einen brutalen Polizeieinsatz in einem Hotel. Obwohl es sich hier um einen Film mit historischem Background handelt, wirkt er schon fast wie ein Horrorfilm, so erschreckend ging es damals zu und so unberechenbar setzten die rassistischen Polizisten ihre Macht ein. Trotzdem schafft es Kathryn Bigelow erneut, möglichst neutral zu bleiben und die Unsicherheit und Wut auf beiden Seiten des Konfliktes gut zu veranschaulichen. Weiterlesen
“The Punisher” – Nur Gewalt, Militarismus und Waffengeilheit!
Mit “Daredevil” begann eine interessante TV-Reihe eher unscheinbarer Marvel-Superhelden, die zuletzt im gemeinsamen Ensemble “The Defenders” gipfelte. Ein interessanter Nebencharakter aus der zweiten Staffel von “Daredevil” hat jetzt sein eigenes Spin-Off erhalten: der “Punisher”. Als Kontrastprogramm zum blinden Superhelden funktionierte “The Walking Dead”-Star Jon Bernthal in dieser Rolle nicht schlecht, eine eigene Serie war so fast unvermeidlich. Doch die Superkräfte “Gewalt”, “Rache” und “ewiger Soldat” können über 13 lange Folgen sehr langweilig werden, viel schlimmer kommt noch das direkte Ansprechen von Waffenbefürwortern und Militärbegeisterten hinzu. Erwartungsgemäß wurde natürlich auch der Gewaltlevel auf einen neuen Level gebracht, der das Franchise auch nicht unbedingt voran bringen dürfte. Immerhin scheint “The Punisher” nicht direkt in die Haupthandlung der “Defenders” einzugreifen, ich würde daher jedem, der nicht über fast 13 Stunden einer rachegeilen Tötungsmaschine und seinen nicht minder ätzenden Militärgegnern beim gegenseitigen Foltern und Töten zuschauen will, diesen Ableger doch zu überspringen! Weiterlesen
“Rillington Place” – Tim Roth als brutaler Serienkiller!
Es hat schon immer perverse Serienmörder gegeben, mit “Rillington Place – Der Böse” widmet sich die BBC mit ihrem Serien-Dreiteiler dem Briten John Reginald Christie, der in den 1940ern eine Reihe düsterer Morde begangen hatte. Mit Tim Roth hat man den perfekten Kandidaten für die Darstellung des schmuddeligen, perversen Mörders gefunden. Er spielt diesen so überzeugend, dass ich dem ekelhaften Treiben schon nach dem ersten Teil nur noch wiederwillig weiter zuschauen wollte. Zudem zieht sich die Handlung mitunter etwas und wird durch seinen seltsam unchronologischen Aufbau nicht unbedingt besser. Die Serie ist überzeugend düster, die Darsteller gut, aber trotzdem nicht unbedingt was für jeden Geschmack. Weiterlesen